Der Mitteldeutsche Rundfunk veröffentlichte im Rahmen der Sendereihe "exactly" einen Bericht über Mansfeld-Südharz,der den Titel trägt:„Arm, billig, ostdeutsch—das Leben in der beschwerte sich darauf hin beim Rundfunkrat des MDR mit folgendem Statement:
Sehr geehrte Mitglieder des Rundfunkrates,
der o.g. MDR-Beitrag aus dem Format „exactly" markiert ohne Zweifel den journalistischen Tiefpunkt in der Berichterstattung des von unseren Gebühren mitfinanzierten „Heimatsenders". Unter der Überschrift „Leben in der abgehängten Provinz. Wo Leerstand, Niedriglohn und Abwanderung den Alltag prägen. Eisleben, ein lost place?" werden anhand einzelner Protagonisten nicht nur in anderen Regionen ebenfalls vorhandene soziale Problemfälle einseitig und diskreditierend vorgeführt, sondern auch eine Reihe von Recherchefehlern als vermeintliche Alltagsphänomene beschrieben. Damit werden kurz vor einer bedeutsamen Wahl billige Klischees bedient. Die Intention, derartig einseitig auch anderswo anzutreffende Realitäten, wie Drogenmissbrauch, Wohnungsleerstand oder Langzeitarbeitslosigkeit, in den Fokus nur einer Region zu rücken, erschließt sich mir als Landrat nicht. Bei allen Problemen strukturschwacher Regionen ein derartiges Zerrbild zu zeichnen, dabei unreflektiert und ohne journalistische Gegenrecherche sämtliche positive Entwicklungen zu ignorieren und quasi als selbsterfüllende Prophezeiung den Untergang einer „abgehängten Region" darzustellen, kann sich niemand, der seine Heimat liebt, gefallen lassen. Selbst das journalistische Instrument der Zuspitzung und Provokation rechtfertigt diesen traurigen Rückfall in eine längst überwunden geglaubte ostdeutsche Untergangsrhetorik in keiner Weise.
Ich möchte die Mitglieder des Rundfunkrates bitten, sich des o.g. Beitrages kritisch anzunehmen. Weiterhin erwarte ich von den Verantwortlichen des MDR, dass dieser Beitrag aus dem Programm genommen und seine Verbreitung in den digitalen Medienkanälen unterbunden wird. Diese Form der Abwertung erreicht ein bisher noch nicht dagewesenes Maß! Wo kommen die Menschen zu Wort, die sich seit Jahrzehnten für das Wohl des Landkreises und seiner Einwohnerinnen und Einwohner engagieren? Dieser Beitrag ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die als Unternehmer, Kommunalpolitiker und Ehrenamtler den Landkreis voranbringen! 1
Bitte nehmen Sie zu Kenntnis: Mansfeld-Südharz und seine Menschen lassen sich weder beileidigen, noch sich ihrer Zukunft berauben!
Zur Sache selbst und was der MDR-Beitrag verschweigt:
Nach dem Ende des Bergbaus und mit Blick auf den Strukturwandel in der Industrie, setzt der Landkreis erfolgreich auf innovative und nachhaltige Wirtschaftsfelder. Mit über 9.000 Unternehmen besitzt die Region eine breit diversifizierte und krisenfeste Branchenstruktur. Die Wirtschaftsleistung stieg in den letzten 5 Jahren überdurchschnittlich zum Landesvergleich (+5,3 Prozent BIP). Arbeitslosigkeit und Niedriglohnsektor kommen zwar von einem hohen Niveau, haben sich in den vergangenen Jahren aber positiver entwickelt als im Landesdurchschnitt. Seit vier Jahren verzeichnet der Landkreis mehr Zuzüge als Wegzüge. Während der MDR sich dazu herablässt, die hohe Abwanderung vergangener Jahre als Alltagsprägend zu bezeichnen, etabliert sich Mansfeld-Südharz inzwischen längst als attraktive Zuzugsregion mit günstigsten Immobilienpreisen und Wahl-Kitaplätzen. Sowohl die Arbeitslosenzahl, als auch die um die Lebenshaltungskosten bereinigte Kaufkraft, sind vergleichbar mit Städten wie Halle. Beim Drogenthema schneiden wir besser ab, obwohl genau dieses traurige Problem im Beitrag des MDR angeblich den Alltag der Menschen im Landkreis ausmacht. Wo ist der MDR-Beitrag, der das Oberzentrum Halle zu einem lost place erklärt? Zu den Fakten vom „Rand der Gesellschaft": In den letzten 10 Jahren hat sich die Zahl der im Beitrag gezeigten Leistungsberechtigten (Hartz IV/Bürgergeld) in Mansfeld-Südharz nahezu halbiert. Die Kinderarmutsquote konnte innerhalb von 5 Jahren um 10 Prozent abgesenkt werden, während sie woanders anstieg. Der Wohnungsleerstand geht im Rahmen des Städtebaus deutlich zurück und unterscheidet sich nicht mehr von anderen ländlichen Regionen Deutschlands.
Natürlich ließen sich weitere Statistiken anfügen. Sicherlich sind Ausschnitte aus vorhandenen Realitäten auch immer interpretationsfähig. Warum aber gerade unser Landkreis immer wieder beispielhaft als „Problemregion" abgestempelt wird, kann nicht mehr erklärt werden. Die Kreisverwaltung steht schon seit längerem nicht mehr für derartige Anfragen im Rahmen der Berichterstattung zur Verfügung und genügt seiner Informationspflicht auf andere Weise.
Mit seiner besonderen Lagegunst, mit guten Verkehrswegen und mit dem innovationsgetragenen Strukturwandel sichern wir industrielle Wertschöpfung und qualifizierte Arbeitsplätze. Auch deshalb ist die Zahl abhängig Beschäftigter im Landkreis seit vielen Jahren (trotz Bevölkerungsrückgang) annähernd konstant. Bei der auch mit Steuergeld geförderten Arbeit für zukunftsfähige Perspektiven lassen wir uns nicht durch Untergangsapologeten beirren. Lost places findet man überall, wo man sucht. Das gilt auch beim MDR!
Mit Grüßen aus einer Region, die sich wehrt. Andre Schröder
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